Alles wird anders – ein leiser Wandel

Ein leiser Wandel – Ich habe mich nicht plötzlich verändert. Ich bin nur langsam heimgekommen.

Ich habe es am Anfang gar nicht bemerkt. Es war kein Aha-Moment, kein Durchbruch, keine dramatische Szene. Freunde, die mich länger nicht gesehen hatten, waren erstaunt und verwundert darüber, wie ich mich verändert hatte, ohne genau in Worte fassen zu können, was genau anders ist.

Es war wie das leise Nachlassen eines Schmerzes, den man so lange mit sich getragen hat, dass man vergessen hatte, wie es sich anfühlt, wenn er nicht mehr da ist. Es war ein langsames Bei-mir-selbst-Ankommen, ein Nach-Hause-Kommen. Ich war nicht mehr so hart zu mir. Nicht mehr so getrieben. Ich hörte auf, gegen mich selbst zu kämpfen.

Ich fand etwas Erstaunliches – Selbstliebe. Ich verstand, dass ich mich viele Jahre lang nur auf meine Augen reduziert hatte, auf das, was „fehlerhaft“ ist, statt das wertzuschätzen, was ich habe: Beine, die mich tragen, Hände zum Spüren und Ergreifen, Ohren, um Musik zu hören, meine Sinne, um die Welt wahrzunehmen und zu genießen. Wir sind so viel mehr.

Wabi-Sabi – dieser Begriff kommt ursprünglich aus Japan und ist eng mit dem Zen-Buddhismus verknüpft. Er beschreibt die Lehre von der Schönheit des Unvollkommenen. Daran dürfen wir uns immer wieder erinnern: Nichts ist perfekt im Universum, aber so viele Menschen streben ihr ganzes Leben nach Perfektion.

Mir wurde klar: Ich hatte etwas losgelassen. Nicht bewusst, nicht geplant – aber Stück für Stück.

Ich habe mich mit Meditation beschäftigt. Mit Persönlichkeitsentwicklung, mit Psychologie. Ich wollte verstehen – mich selbst, meine Angst, meine Wut, meinen Schmerz.

Ich las Bücher und hörte Podcasts über das menschliche Gehirn, über Bewusstsein und Unterbewusstsein, über das Entstehen von Gedanken und Gefühlen, über neuronale Muster und Verknüpfungen, über Glaubenssätze. Ich lernte, wie das Unterbewusstsein wirkt, wie Stress entsteht, wie man schwierigen Gefühlen nicht ausweicht, sondern ihnen begegnet.

Ich lernte, mein Gedankenkarussell zu bemerken und daraus auszusteigen. 

Und ich lernte meinen inneren Kritiker kennen, einen ganz ausgebufften Teil meines Gehirns.

Ich verstand eine fundamental wichtige Sache: Meine Gedanken entstehen zu 95 % unterbewusst, formen meine Gefühle, meine Emotionen. Und diese Emotionen beeinflussen mein Handeln.

Fazit: Lerne ich, meine Gedanken wahrzunehmen und bewusst zu lenken, beeinflusse ich auch meine Gefühle – und damit, wie ich auf Dinge im Leben reagiere und handle.

Zwei kleine Übungen für deinen Alltag für Euch

Falls ihr Lust habt, gebe ich euch gerne ein paar kleine „Hacks“ zum Ausprobieren mit eurem inneren Kritiker und dem Gedankenkarussell. Mit einem herzlichen Dank an Claudia Engel für die Inspiration!

Übung 1: Negative Gedankenschleifen – Das Karussell stoppen

Ihr kennt das bestimmt: Ein schwieriger oder negativer Gedanke taucht auf, und unser Gehirn stürzt sich darauf wie eine Meute ausgehungerter Hunde. Es entwirft Horrorszenarien für die Zukunft, und das läuft dann in Dauerschleife in unserem Kopf.

Tipp:

  1. Bemerke den Gedanken. Mach dir bewusst: „Ah, da ist er wieder.“
  2. Frag dich: Ist dieser Gedanke wahr? Nutzt er mir?
  3. Wenn nein: Stell dir innerlich ein großes rotes Stoppschild vor.
  4. Immer wieder. Geduldig. Mitfühlend.
  5. Und dann: Stell dir ganz bewusst das Best-Case-Szenario vor.

Übung 2: Der innere Kritiker – Wie du mit dir sprichst

Hast du schon einmal beobachtet, wie du mit dir selbst sprichst? Wenn nicht: Tu das unbedingt. Es ist äußerst aufschlussreich.

Statt uns selbst liebevoll zu behandeln wie eine gute Freundin oder einen guten Freund, sind wir oft hart, streng, ja grausam mit uns:

Dir fällt ein Glas um- ja typisch ich, ich bin so ungeschickt, hätte ich mal besser aufgepasst. Ich dumme Nuss. 

Eine Prüfung – das schaffe ich sowieso nicht, ich kann das nicht, ich bin nicht schlau genug. 

Du vergisst einen Termin – nie komme ich pünktlich, immer vergesse ich alles, ich bin so doof.

Ich denke ihr wisst was ich meine. Wir machen uns selbst runter statt liebevoll mit uns umzugehen.

Was mir geholfen hat:

Verändere doch einmal die Stimme in deinem Kopf! Stell dir vor, dein innerer Kritiker spricht mit der Stimme von Micky Mouse, den Chipmunks oder mit Chuck Norris-Attitüde. Lass ihn ganz langsam sprechen. Oder mit doppelter Geschwindigkeit.

Du wirst lachen. Und merken: Dieser Kritiker ist nicht die Wahrheit. Er ist nur ein alter Nörgelfred der immer das Gleiche erzählt. Und du kannst entscheiden, ob du ihm zuhören willst.

Viel Spaß beim Ausprobieren – mit Humor, Mitgefühl und einem liebevolleren Blick auf dich selbst.

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