Gefäßverschlüsse und Tumorerkrankungen der Netzhaut und Aderhaut

Gefäßverschlüsse der Netzhaut

Ein Gefäßverschluss der Netzhaut entsteht, wenn die Blutzufuhr durch eine Verstopfung oder Einengung eines Blutgefäßes unterbrochen wird. Abhängig davon, ob eine Arterie oder eine Vene betroffen ist, unterscheidet man zwischen:
• Retinalem Arterienverschluss (RAO)
• Retinalem Venenverschluss (RVO)

Beide führen zu einer plötzlichen oder fortschreitenden Sehminderung, da die Netzhaut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Retinaler Arterienverschluss (RAO)

Der Arterienverschluss ist ein augenärztlicher Notfall. Er führt durch den plötzlichen Stopp der Blutzufuhr zu einer akuten Minderdurchblutung (Ischämie) der Netzhaut.

Ursachen:

• Ablagerungen oder Blutgerinnsel (Embolien) aus Herz oder Halsschlagadern
• Gefäßverengungen durch Arteriosklerose oder Bluthochdruck
• Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern)
• Gefäßentzündungen (z. B. Arteriitis temporalis bei älteren Menschen)

Symptome:

• Plötzlicher, schmerzloser Sehverlust auf einem Auge
• Wahrnehmung eines grauen oder schwarzen Schleiers
• Kein Wiedererkennen von Gesichtern oder Lesen auf dem betroffenen Auge möglich

Diagnostik:

• Untersuchung des Augenhintergrunds zeigt eine blasse Netzhaut mit einem typischen „kirschroten Fleck“ in der Makula
• Fluoreszenzangiographie und OCT zur Beurteilung der Durchblutung
• Systemische Abklärung durch Haus- oder Gefäßärzte notwendig

Behandlung:

• Sofortige augenärztliche Notfallmaßnahmen: Senkung des Augeninnendrucks, Massage des Auges
• Systemische Therapie zur Verbesserung der Durchblutung
• Langfristig: Ursachenbehandlung (Blutdruck, Herzrhythmus, Gefäßstatus)
• Eine sofortige augenärztliche Vorstellung ist entscheidend – innerhalb von 1–2 Stunden kann manchmal noch ein Teil des Sehvermögens gerettet werden.

Retinaler Venenverschluss (RVO)

Der Venenverschluss ist deutlich häufiger und entsteht durch eine Abflussstörung im venösen System der Netzhaut. Dadurch staut sich Blut zurück, Gefäße werden durchlässig, und Flüssigkeit tritt in die Netzhaut ein – oft mit Ausbildung eines Makulaödems.

Ursachen:

• Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Arteriosklerose
• Erhöhte Blutfettwerte oder Gerinnungsstörungen
• Rauchen und Bewegungsmangel
• Seltener: Entzündungen oder Augentumoren, die Gefäße komprimieren

Symptome:

• Schleichender Sehverlust auf einem Auge
• Verschwommenes oder verzerrtes Sehen
• Wahrnehmung dunkler Schatten oder Flecken
• Schmerzen treten in der Regel nicht auf

Diagnostik:

• Ophthalmoskopie: sichtbare Blutungen und Gefäßstauung
• OCT: Nachweis eines begleitenden Makulaödems
• Fluoreszenzangiographie: zeigt die Ausdehnung der Durchblutungsstörung

Behandlung:

• Intravitreale Injektionen (Anti-VEGF oder Kortisonpräparate) bei Makulaödem
• Lasertherapie zur Verbesserung des venösen Abflusses
• Behandlung der Grunderkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechsel)
• Regelmäßige augenärztliche Kontrollen, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen

Verlauf:

Ein Venenverschluss kann langsam abheilen, wenn die Durchblutung sich verbessert. Bei rechtzeitiger Behandlung lässt sich das Sehvermögen oft teilweise wiederherstellen. Chronische Verläufe sind jedoch möglich und erfordern dauerhafte Kontrolle.

Tumorerkrankungen der Netzhaut und Aderhaut

Tumoren der Netzhaut oder Aderhaut sind seltene, aber ernsthafte Erkrankungen, die sowohl gutartig als auch bösartig sein können. Sie gehen häufig von pigmentbildenden Zellen oder Gefäßen aus und werden oft zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt.

Gutartige Tumoren

Aderhautnävus:
Ein pigmentierter, meist flacher Fleck auf der Aderhaut. Er ist häufig harmlos, kann aber in seltenen Fällen entarten und wird daher regelmäßig kontrolliert.

Aderhauthämangiom:
Ein gutartiger Gefäßtumor, der Flüssigkeit in die Netzhaut abgeben kann. Behandlung erfolgt bei Sehstörung meist durch Laser- oder Bestrahlungstherapie.

Bösartige Tumoren

Aderhautmelanom:
Der häufigste bösartige Augentumor bei Erwachsenen. Er kann aus einem Aderhautnävus entstehen und unbehandelt metastasieren (v. a. in die Leber).

Retinoblastom:
Ein bösartiger Tumor der Netzhaut bei Kindern, meist genetisch bedingt. Er tritt häufig im frühen Kindesalter auf und kann beidseitig vorkommen. Dank moderner Therapie sind die Heilungschancen heute sehr gut, wenn der Tumor früh erkannt wird.

Symptome

  • Verschwommenes Sehen oder Schatten im Gesichtsfeld
    • Lichtblitze oder Schleiersehen
    • Verzerrungen bei zentraler Lage des Tumors
    • Asymmetrie der Pupillen oder weißlicher Pupillenreflex (v. a. bei Kindern)

Diagnostik

  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)
    • Ultraschalluntersuchung des Auges (B-Bild)
    • Fluoreszenzangiographie und OCT
    • Bildgebende Verfahren (MRT, CT) bei Verdacht auf bösartige Tumoren

Behandlung

  • Laser- oder Kryotherapie bei kleinen, lokal begrenzten Tumoren
    • Bestrahlung (Protonen- oder Brachytherapie) bei größeren Tumoren
    • Operative Entfernung (Vitrektomie, Enukleation) bei ausgedehntem Befund
    • Systemische Therapie bei metastasierenden Tumoren

Verlauf und Prognose

Die Prognose hängt stark von Art, Größe und Lage des Tumors ab. Gutartige Veränderungen wie Aderhautnävus oder Hämangiom haben meist eine günstige Prognose, erfordern aber regelmäßige Kontrollen. Bösartige Tumoren wie das Aderhautmelanom müssen konsequent behandelt und nachkontrolliert werden, um das Risiko einer Metastasierung zu verringern.

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