OP Folgen
Leider kann es, wie nach jeder anderen Operation auch, Probleme und Nebenwirkungen nach einer Netzhautoperation geben
- Katarakt vorwiegend nach PPV mit Gas oder Öl
- Glaukom vorwiegend nach PPV mit Öl
- Ausfälle des Gesichtsfeldes
- Übergroße Pupille (diese stellt sich jedoch meist nach Absetzen der Medikamente wieder ein)
- Starre Pupille
- Blendempfindlichkeit
- Verlust von Sehkraft
- Änderung der Dioptrien
- Makulaödem
- Durchblutungsstörungen des Auges
- PVR
- epiretinale Gliose
- Schädigung der Hornhaut des Auges
- Wetterfühligkeit
- Wärme- und Kälteempfindlichkeit, vor Allem während Öl im Auge ist
- Gerötetes Auge, jucken, brennen
- trocknes Auge
- Fremdkörpergefühl nach Plombe und Cerclage
- Verrutschen der Plombe/Cerclage
- Uveitis und andere Augenentzündungen
- Glaskörpertrübungen/Mouches volantes
- Migräne, Kopfschmerzen
- Augenschmerzen
- Gesichtsschmerzen
- Phosphene – Lichterscheinungen
Schmerzen
Die Schmerzen, die oft nach mehreren Operationen auftreten und über Monate andauern können lassen sich erfahrungsgemäß in 2 Typen unterteilen:
- Schmerzen im Auge direkt
- Schmerzen im Gesicht- und Kopfbereich
Schmerzen im Auge direkt
Es wird hier von verschiedenen Schmerzen berichtet:
- Dumpfe, drückende Schmerzen (Achtung, Augendruck kontrollieren lassen!
- Kurze, schmerzhafte Stiche
- Ziehende Schmerzen, oft beim Hin- und Herschauen
- Schmerzen nach der OP (Schmerzmittel helfen)
- Schmerzen durch Schädigung der Hornhaut (Augen unbedingt mit entsprechenden Mitteln pflegen, z.B. Artelac NightimeGel, Corneregel etc.)
- Schmerzen durch sich auflösende Fäden
Es können verschiedene Ursachen vorliegen. Zum einen können Schmerzen einfach als Operationsfolge auftreten. Diese machen sich oft durch kurze Stiche oder beim Hin- und Herschauen bemerkbar.
Ein dumpfer Schmerz, der oft bis ins Gesicht oder den Kopf ausstrahlt kann an einem erhöhten Augendruck liegen, dies sollte man umgehend kontrollieren lassen.
Weitere Schmerzen können durch Hornhautschäden oder offene Hornhautstellen entstehen, durch ein zu trockenes gereiztes Auge, durch Entzündungen der Bindehaut, eine Uveitis, oder durch Fäden im Auge die sich nach der OP langsam auflösen. Letztere können relativ problemlos beim Augenarzt entfernt werden.
Schmerzen im Gesicht- und Kopfbereich
- häufig bei Wetterumschwüngen und Stress und zu viel PC Arbeit, gehäuft bei Patienten mit einer Cerclage und mehrfach operierten Augen
- es kann eine Neuralgie der Gesichtsnerven vorliegen (evtl. Neuraltherapie, sonst Schmerzmittel)
- Auftreten von Migräne ist möglich, auch in der Kombination mit Kopf- und Gesichtsschmerzen
Es hat sich gezeigt, dass sich eine Lymphdrainage von Kopf und Gesicht positiv auswirken kann.
Phosphene / Lichterscheinungen
Fast alle Netzhautpatienten berichten von Lichterscheinungen, sprich dem Auftreten von Phosphenen nach einer OP, oft bleiben diese Wochen oder Monate erhalten. Nicht zu verwechseln mit einer Augenmigräne!
Folgende Erscheinungen wurden beschrieben:
- helle leuchtende Kreise und Halbkreise sowie Linien, die durch das Auge schwimmen
- leuchtende Kugeln oder Bälle die durch das Auge schwimmen oder um das Auge herum rollen
- helle oder bunte Punkte
- Blitze
- grüne Wellen
- helle flimmernde Stellen
- ein flimmerndes Rädchen
- Erscheinungen, ähnlich den Wellen, wenn ein kleiner Stein in einen beleuchteten Teich geworfen wird
- Halos um Lampen und Lichtquellen
Um diese Erscheinungen zu verringern empfehle ich Heidelbeersaft, 100% ohne Zuckerzusatz, Heidelbeerextrakt oder Luteintabletten mit diversen Augenvitaminen, mindestens 12 mg Lutein pro Tag, nur Apothekenprodukte.
Kognitive Wahrnehmungsstörungen nach Netzhautoperationen – Ursachen und Zusammenhänge
Auch nach erfolgreicher Operation der Netzhaut mit weitgehend erhaltener Sehschärfe berichten viele Patient*innen über anhaltende oder neu auftretende Wahrnehmungsstörungen, die sich nicht durch klassische Augenuntersuchungen erklären lassen. Zu diesen Symptomen gehören unter anderem:
- Metamorphopsien (verzerrte Wahrnehmung von Linien und Formen)
- Lichtempfindlichkeit, besonders bei künstlichem oder flackerndem Licht
- visuell ausgelöste Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen
- Schwierigkeiten beim Lesen oder Verarbeiten von Texten trotz guter Sehschärfe
- kognitive Verzögerungen in dynamischen Situationen, z. B. beim Autofahren
Mögliche Ursachen
1. Neuroplastische Anpassung im visuellen Kortex
Nach einem retinalen Schaden (z. B. durch Netzhautablösung) verändern sich die Eingangssignale zum Gehirn. Der visuelle Kortex – insbesondere der primäre visuelle Cortex (V1) – versucht, diese neuen, oft instabilen oder verzerrten Informationen zu verarbeiten.
Diese neuroplastische Umstrukturierung kann Wochen bis Monate dauern und zu temporären oder längerfristigen Verarbeitungsproblemen führen.
2. Mismatch zwischen beiden Augen
Bei einseitigen Operationen entsteht häufig ein sensorischer Konflikt zwischen dem operierten und dem gesunden Auge. Unterschiede in Bildqualität, Signalgeschwindigkeit oder räumlicher Wahrnehmung können das Gehirn überfordern – eine Ursache für Schwindel, Übelkeit und Überreizung (ähnlich wie bei visueller Motion Sickness).
3. Zentrale Reizverarbeitung und Belastung des vegetativen Nervensystems
Lichtempfindlichkeit und visuelle Erschöpfung entstehen oft durch eine Überaktivierung der thalamischen Filterfunktionen. Der Thalamus spielt eine Schlüsselrolle in der Weiterleitung und Gewichtung sensorischer Reize. Ist er durch ungleichmäßige oder gestörte Signale aus dem Auge überlastet, können unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Kopfdruck oder Konzentrationsstörungen resultieren.
4. Psychophysiologischer Stressfaktor
Ein operierter Sehverlust ist häufig mit Ängsten, Kontrollverlust und Unsicherheit im Alltag verbunden. Diese emotionalen Belastungen können die Verarbeitung zusätzlich erschweren und Symptome verstärken – insbesondere bei Menschen mit hoher Sensibilität oder vorbestehender Reizüberflutung.
Was hilft?
- Gezielte visuelle Rehabilitation (z. B. durch Neurooptometrie oder orthoptisches Training)
- Achtsamkeitstechniken & Augenmeditation zur Regulation des Nervensystems
- Pausen bei starker visueller Belastung, ggf. mit getönten Brillen zur Reizfilterung
Bei anhaltenden Symptomen: Abklärung durch Neurologen oder Neuropsychologen, insbesondere wenn Alltagsfähigkeiten (z. B. Autofahren) beeinträchtigt sind.
Erweiterte Operationsfolgen nach Netzhautablösung – jenseits des Visus
1. Sensorisches Ungleichgewicht & Bilddiskrepanzen
Wenn ein Auge operiert wurde und das andere gesund bleibt, kann ein sogenanntes binokulares Ungleichgewichtentstehen:
• Unterschiedliche Bildgrößen (Aniseikonie)
• Verzerrte Tiefenwahrnehmung
• Probleme beim räumlichen Sehen (z. B. beim Treppensteigen oder Greifen)
• Anstrengung beim Blickwechsel (zwischen Nähe & Ferne)
• Übelkeit oder „Augenschmerzen ohne Befund“
Das Gehirn muss lernen, zwei nicht mehr identische Bilder zu einem Gesamtbild zu fusionieren – das ist extrem energieaufwändig.
2. Verlust des Vertrauens in die Augen
Viele Betroffene berichten nach einer Netzhautablösung von einem tiefgreifenden Vertrauensverlust in ihre Augen:
• Angst, erneut etwas zu „übersehen“
• Unsicherheit bei Alltagshandlungen (z. B. im Straßenverkehr)
• Permanente Selbstbeobachtung („Ist das jetzt normal?“)
Das kann zu einem Stress-Kreislauf führen: Je mehr man sich auf das Sehen konzentriert, desto schlechter funktioniert es – und desto mehr Angst entsteht.
3. Psychosomatische Reaktionen
Wenn die Augen belastet sind, reagiert oft der ganze Körper – insbesondere das vegetative Nervensystem:
• Erhöhter Blutdruck oder Kreislaufprobleme bei Reizüberflutung
• Schlafprobleme durch visuelle oder innere Unruhe
• Herzrasen, Atemnot, diffuse Panik – obwohl kein akuter medizinischer Grund vorliegt
Diese Symptome verschwinden häufig in ruhiger Umgebung oder nach gezielter Entspannung – das zeigt ihren psychosomatischen Charakter.
4. Visuelle Trigger für Migräne oder neurologische Symptome
Einige Patient*innen entwickeln nach der OP:
• Migräne mit Aura oder flimmernde Sehstörungen
• Verstärkte Reizempfindlichkeit (z. B. bei Neonlicht, Flackern, Bildschirmarbeit)
• Neu auftretende Lichtblitze oder „visuelle Artefakte“, obwohl die Netzhaut stabil ist
Diese Phänomene sind meist harmlos, können aber extrem beängstigend sein – und lösen oft unnötige Arztbesuche aus, wenn man ihre Ursache nicht kennt.
5. Emotionale Reaktionen auf das „neue Sehen“
Was viele nicht wissen: Ein verändert wahrgenommenes Sehen kann zu einer emotionalen Verarbeitungskrise führen:
• Trauer über den Verlust des gewohnten Sehens
• Wut oder Verzweiflung über bleibende Einschränkungen
• Überforderungsgefühle im Alltag („Ich kann das nicht mehr!“)
Diese Emotionen sind normal – und wichtig. Sie brauchen Raum. Sie zeigen, dass Sehen mehr ist als nur ein technischer Vorgang -e s ist tief mit unserem Identitätserleben verknüpft.
Fazit:
Netzhautablösung ist keine reine Augenkrankheit. Sie verändert die Art, wie wir die Welt sehen – buchstäblich und im übertragenen Sinn. Viele der Folgen betreffen nicht nur die Augen, sondern das ganze neuro-sensorische System und unsere Psyche.