Operationstechniken bei Netzhautablösung
Die schlechte Nachricht zuerst – es gibt keine medikamentöse Therapie bei Netzhautablösung.
Überblick
Prinzipiell wird eine Netzhautablösung operiert, je nach Grad der Ablösung unterscheiden sich die Operationen in:
- Laserbehandlung bei Lochbildung in der Netzhaut (Laserkoagulation – induzieren einer Vernarbung des Lochrandes mit Hilfe von Laserstrahlen)
- Vereisung (Cryokoagulation)
- Eindellende Operationen – Buckelchirurgie
- Silikonplombe
- Cerclage
- Ballon (wenig geläufig)
- Glaskörperchirurgischer Eingriff – Vitrektomie– in Zusammenhang mit Gas oder Silikonöl
Die Laserbehandlung von Netzhautforamen
Die Laserbehandlung wird bei Riss- oder Lochbildung in der Netzhaut angewandt. Dies ist aber nur möglich, wenn sich die Netzhaut noch nicht abgelöst hat!
Nicht sinnvoll bei einer Schisis (Teilabspaltung der Netzhaut). Mit dem Laser werden rings um Riss oder Loch kleine Verschmelzungsherde erzielt, welche die Netzhaut fest mit dem Untergrund verschweißen. So ist ein Eindringen von Flüssigkeit unter die Netzhaut nicht mehr möglich. Dieser Eingriff wird ambulant durchgeführt, entweder bei einem entsprechen ausgebildeten Augenarzt oder in einer Klinik.
Das Auge wird mit Tropfen örtlich betäubt, trotzdem wird die Behandlung meist als etwas unangenehm empfunden. Hinterher kann es zu Kopf-, Kiefer- und Gesichtsschmerzen kommen, diese geben sich relativ zeitnah. Oft wird der gelaserte Bereich vom Patienten selbst noch ein paar Wochen als flimmernde Stelle wahrgenommen.
Achtung! 1 Woche lang schonen und so weit möglich Lagerung je nach Lochlage befolgen.
Eindellende Operationen- Buckelchirurgie
Silikonplombe
- Durch aufnähen einer Plombe wird im Bereich der Ablösung die Netzhaut wieder mir Ader- und Lederhaut zusammengebracht.
- Angewandt bei Lochbildung
- Die zwischen Ader- und Netzhaut eingedrungene Flüssigkeit wird entweder von selbst resorbiert (bei kleinen Mengen) oder drainiert.
- In Kombination mit Vereisung (Cryokoagulation) und Lasern möglich.
- Eine Sehstärkenbestimmung bei einem Optiker ist nach 3 Monaten sinnvoll.
- Es kann ein Astigmatismus (Stabsichtigkeit) auftreten, diese kann bei einem Optiker korrigiert werden.


Cerclage
- Um den Augapfel wird ein Silikonband gelegt, um das Auge einzudellen und zu tamponieren
- Wird in Kombination mit Vereisung (Cryokoagulation), Lasern oder Gas durchgeführt
- Es kommt zu einer Zunahme der Kurzsichtigkeit durch das Eindellen des Augapfels. Eine endgültige Sehschärfenbestimmung beim Optiker ist erst nach 6 Monaten sinnvoll

Selten wird in Deutschland mit einem Ballon gearbeitet. Dieser ist mit Flüssigkeit gefüllt und besitzt einen kleinen Schlauch. Er wird zwischen Augenwand und Augenhöhle an die Stelle des Netzhautdefektes geschoben und verweilt dort bis zur Vernarbung. Dann wird die Flüssigkeit abgelassen und der Ballon entfernt.
Vitrektomie
Glaskörperchirurgische Eingriffe – Vitrektomie – PPV
(von „Vitrum“ = Gas und „-ektomie“ = ausschneiden)
Der Glaskörper wird durch ein besonderes Instrument, das „Vitrektom“, entfernt.
Nach dem Durchführen einer Vitrektomie wird der Glaskörper durch Gas, Öl oder Ringer- Lösung (körperähnliche, klare Flüssigkeit) ersetzt. Die Netzhaut wir von Innen durch Gas oder Öl wieder an die darunter liegenden Strukturen gedrückt.
Man unterscheidet verschiedene Gauge Techniken je nach Durchmesser der Zugänge:
- 20 Gauge Vitrektomie ist die älteste Form. Der Durchmesser der Zugänge beträgt 0,8 mm.
- 23 Gauge Vitrektomie: Durchmesser 0,64 mm.
- 25 Gauge Vitrektomie: Durchmesser 0,4 mm.
Die 23 und 25 Gauge Vitrektomien sind minimalinvasiv und kommen ohne Nähte aus.
Gastamponade
In das Auge wird ein spezielles Gas eingefüllt. Durch die Gasblase wird die Netzhaut wieder an den Untergrund gedrückt.
Wichtig ist es, die nach der Operation vorgeschriebene Kopfhaltung unbedingt einzuhalten, damit das Gas an der richtigen Stelle die Netzhaut wieder andrücken kann. da die Gasblase nach oben steigt.
Das Gas resorbiert je nach Art nach einigen Tagen bis zu 4 Wochen fast vollständig.
Die Gasblase wird als oranger oder graue Blase wahrgenommen. Im Laufe der Zeit wird diese Blase immer kleiner und der Patient kann an ihr vorbei wieder etwas erkennen.
Achtung: während das Gas im Auge nicht Fliegen, keine Höhen über 1.500 m aufsuchen, nicht tauchen!
Bei ca. 50 % der Patienten kommt es zu einem Katarakt nach dieser Operation.
Gassorten:
-
- SF6 (Schwefelhexafluorid) Verweildauer 2 Wochen, HWZ im Glaskörperraum 1 Woche
- C2F6 (Hexafluoroethan) Verweildauer 4 Wochen, HWZ im Glaskörperraum 2 Wochen
- C3F8 (Octafluorpropan) Verweildauer 8 Wochen, HWZ im Glaskörperraum 4 Wochen
Öltamponade
Es gibt unterschiedliche Silikonöle, welche in das Auge injiziert werden können.
Unterschieden wird nach der Viskosität, es gibt:
- cs 1000 (welches toxischer als die anderen Sorten ist)
- cs 3000
- cs 5000
Das Öl drückt die Netzhaut großflächig und über einen längeren Zeitraum als Gas wieder an den Hintergrund an. Diese Technik wird bei schweren Netzhautablösungen über große Areale angewandt. So lange sich das Öl im Auge befindet, ist eine neue Ablösung relativ selten. Leider kann es jedoch durch Narbenbildung/PVR (Proliferative Vitreoretinopathie) zu einer erneuten Ablösung kommen.
Das Öl verändert die Dioptrienzahl des Auges durch seine Brechkraft um ca. +7. Während sich das Öl im Auge befindet, liegt der Visus des Patienten meist nur um 10%. Der Visus bessert sich nach der Ölentfernung, sollte allerdings die Makula beteiligt gewesen sein, wird er in den seltensten Fällen 30% übersteigen.
Die Verweildauer des Öls liegt zwischen 3 Monaten und mehreren Jahren. Falls das Öl emulgiert muss es entweder entfernt oder bei instabiler Netzhautsituation gewechselt werden.
Risiken und Probleme:
Solange Öl und Gas im Auge sind:
- Sekundärglaukom
- Katarakt
- Öl in der Vorderkammer
Das Öl kann auch noch Jahre nach dem es entfernt wurde zu Augendruckproblemen führen, da kleinste Tröpfchen das Trabekelwerk des Auges zusetzen und somit den Abfluss des Augenwassers behindert wird. Es kommt somit zu einem Sekundärglaukom.
Da das Silikonöl nie zu 100% entfernt werden kann bleiben oft kleine sichtbare Rückstände in Form von Ölbläschen zurück. Diese sind innen hell, mit einem dunklen Rand und bewegen sich beim Sehen mit. Man kann mit einer Spülung des Auges versuchen einen Teil dieser Rückstände zu entfernen, meist zeigt diese erneute Operation jedoch nicht den gewünschten Erfolg.
Weiterhin kann es zu einer PVR (proliferativen Vitreoretinopathie) kommen. Es handelt sich hierbei um eine Narbenreaktion der Netzhaut, es bilden sich fibrotische Membranen, welche die Netzhaut wieder abziehen können. Das Risiko liegt bei ca. 15%, oft sind jüngere Patienten betroffen.