Diagnostik bei Netzhautablösung
Damit eine Netzhautablösung mit Gewissheit festgestellt werden kann, ist eine Untersuchung durch einen Augenärztin unerlässlich.
Besteht der Verdacht auf eine Ablösung, sollte unverzüglich eine augenärztliche Notfalluntersuchung erfolgen – am besten noch am selben Tag.
Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Chancen, das Sehvermögen zu erhalten.
Augennotfall: Bei plötzlich auftretenden Lichtblitzen, Rußregen oder einem Schatten im Gesichtsfeld handelt es sich immer um einen Augennotfall.
Auch wenn die Beschwerden schmerzlos sind, sollte noch am selben Tag eine augenärztliche Untersuchung erfolgen – möglichst in einer Augenklinik.
Erstuntersuchung und Basisdiagnostik
Zunächst wird die Pupille mit speziellen Tropfen erweitert.
Nach einigen Minuten kann die Netzhaut mit einer Lupe an der Spaltlampe oder mit Stirnlampe und Lupe untersucht werden.
So lassen sich bereits größere Defekte, Blutungen oder Ablösungen erkennen.
Um auch die äußersten Randbereiche der Netzhaut beurteilen zu können, wird in manchen Fällen ein Kontaktglas eingesetzt.
Dieses wird nach der Gabe von Betäubungstropfen direkt auf das Auge aufgesetzt und ermöglicht einen besonders tiefen Einblick in die Peripherie.
Die Netzhaut gehört zum sogenannten hinteren Augenabschnitt, deshalb ist sie bei Routineuntersuchungen oft nur teilweise sichtbar.
Eine vollständige Beurteilung der Netzhaut bis in die Peripherie ist nur nach Pupillenerweiterung möglich.
Fotodokumentation und bildgebende Verfahren
Ergänzend kann die Netzhaut mit einer Funduskamera fotografiert werden.
Diese Aufnahmen sind hilfreich, um Veränderungen im Verlauf zu dokumentieren – etwa nach einer Laserbehandlung oder Operation.
Da die Kamera jedoch nicht bis in die äußerste Peripherie reicht, ersetzt sie keine umfassende augenärztliche Untersuchung.
Verlaufskontrollen
Bei Patient:innen mit erhöhter Ablösungsgefahr – etwa nach einer Glaskörperabhebung, Operation oder Laserbehandlung – werden regelmäßige Verlaufskontrollen empfohlen, meist alle 3 bis 6 Monate.
So lassen sich eventuelle neue Risse oder Zugstellen frühzeitig erkennen.
Wenn der Einblick in das Auge durch Blutungen oder eine Trübung des Glaskörpers eingeschränkt ist, kann ein Ultraschall (B-Scan) eingesetzt werden.
Er zeigt, ob sich die Netzhaut bereits abgelöst hat oder ob es Einblutungen im Glaskörper gibt.
Optische Kohärenztomografie (OCT)
Mit einem OCT lassen sich feinste Veränderungen in der Netzhautmitte (Makula) erkennen.
Diese Methode ist unverzichtbar bei Verdacht auf ein Makulaforamen, eine epiretinale Gliose (Makula Pucker) oder ein Makulaödem.
Das OCT arbeitet kontaktlos mit Lichtwellen und liefert Querschnittsbilder der Netzhaut in mikrometergenauer Auflösung.
Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in vielen Fällen nicht; sie liegen meist zwischen 90 und 100 Euro pro Untersuchung.
Erweiterte Diagnoseverfahren (je nach Befund)
- OCT-Angiografie: Darstellung der feinen Blutgefäße in der Makula ohne Kontrastmittel.
- Fluoreszenz- oder Indocyaningrün-Angiografie: Darstellung von Gefäßveränderungen und Undichtigkeiten mit Farbstoff.
- Autofluoreszenz-Bildgebung: Sichtbarmachung von Stoffwechselveränderungen der Netzhaut, besonders bei degenerativen Erkrankungen.
- Weitwinkel-Fundusfotografie: Digitale Aufnahme der gesamten Netzhaut in einer einzigen Aufnahme – hilfreich zur Verlaufskontrolle bei ausgedehnten Ablösungen.
Interdisziplinäre Diagnostik
In bestimmten Fällen erfolgt die Diagnostik interdisziplinär – etwa in Zusammenarbeit mit Internisten oder Neurologen,
wenn der Verdacht auf Gefäßverschlüsse, Durchblutungsstörungen oder systemische Ursachen besteht.
Hinweis: Nach einer Untersuchung mit weitgestellten Pupillen darf kein Fahrzeug geführt werden.
Die Sehleistung bleibt für mehrere Stunden eingeschränkt.
