Epiretinale Gliose (Macular Pucker, epiretinales Membran)

Die epiretinale Gliose ist eine häufige, meist gutartige Netzhauterkrankung, bei der sich auf der Oberfläche der Netzhaut, genauer im Bereich der Makula, ein feines, narbenähnliches Häutchen (Membran) bildet. Dieses Häutchen kann sich im Laufe der Zeit zusammenziehen und die darunterliegende Netzhaut verformen oder kräuseln. Der englische Begriff ‚macular pucker‘ (übersetzt: Makulaknitter) beschreibt diesen Prozess anschaulich.

Häufigkeit und Auftreten

Etwa 7–10 % der Menschen über 60 sind von einer epiretinalen Gliose betroffen – häufig, ohne es zu bemerken. Die Erkrankung tritt meist einseitig auf, kann aber in bis zu 20 % der Fälle beidseitig vorkommen. Sie entwickelt sich langsam über Monate oder Jahre und bleibt oft lange stabil. Viele Patientinnen und Patienten erfahren erst durch eine Routineuntersuchung, dass sie eine Gliose haben.

Symptome

  • Verzerrtes Sehen (Metamorphopsien): Gerade Linien erscheinen wellig oder unregelmäßig
    • Verminderte Sehschärfe (Visusverlust): Buchstaben oder Gesichter wirken verschwommen
    • Zentralskotom: ein blinder oder unscharfer Fleck im Zentrum des Sehens
    • Doppeltsehen auf einem Auge (Monokulare Diplopie)
    • In schweren Fällen: Zug auf die Netzhaut bis hin zu einer Netzhautablösung

    Die Symptome sind oft einseitig und werden im Alltag besonders beim Lesen oder Fixieren kleiner Objekte bemerkt. Betroffene berichten häufig, dass Buchstaben ‚tanzen‘ oder sich wellen – ein klassisches Anzeichen.

Ursachen

Die häufigste Ursache ist eine hintere Glaskörperabhebung, die bei fast allen Menschen im höheren Lebensalter auftritt. Dabei löst sich der Glaskörper, eine gelartige Substanz, von der Netzhautoberfläche. Dabei kann es zu feinen Mikroverletzungen oder Reizen kommen, die die Bildung einer zellreichen Membran auslösen.

Weitere mögliche Ursachen:
• Vorangegangene Augenoperationen (z. B. nach Netzhautablösung, Katarakt oder Glaukom)
• Entzündliche Augenerkrankungen (z. B. Uveitis)
• Gefäßveränderungen oder Gefäßverschlüsse der Netzhaut
• Augenverletzungen oder Traumata
• Diabetische Retinopathie oder Gefäßundichtigkeiten im Makulabereich

In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache jedoch unbekannt (idiopathische Gliose).

Diagnostik

Zur sicheren Diagnose ist eine Augenhintergrunduntersuchung notwendig. Dabei erkennt die Augenärztin oder der Augenarzt häufig schon die silbrig-glänzende Membran auf der Makula.

Ergänzende Untersuchungen:
• Optische Kohärenztomographie (OCT): zeigt Falten, Verdickungen und eventuelle Flüssigkeitseinlagerungen
• Fluoreszenzangiographie: Beurteilung der Durchblutung und Abgrenzung zu anderen Erkrankungen (z. B. Makulaödem, AMD)

Verlauf und Prognose

Die epiretinale Gliose verläuft meist langsam und gutartig. Viele Betroffene behalten ein stabiles Sehvermögen über Jahre und benötigen keine Operation. Nur bei deutlicher Verzerrung oder starker Sehverschlechterung wird eine operative Behandlung empfohlen.

Nach einer Operation (Vitrektomie mit Membranpeeling) erholt sich das Sehen schrittweise über mehrere Monate. Die Verbesserung hängt davon ab, wie stark die Netzhaut zuvor verformt war und wie lange die Erkrankung schon bestand. In etwa 80–90 % der Fälle verbessert sich das Sehvermögen messbar, auch wenn nicht immer wieder volle Sehschärfe erreicht wird.

Rückfälle sind selten, können aber auftreten, wenn sich erneut eine feine Membran bildet.

Behandlung

  • Abwarten und Verlaufskontrolle: bei leichten Formen ohne nennenswerte Beschwerde
  • Vitrektomie mit Membranpeeling: Entfernung des Glaskörpers und vorsichtiges Abziehen der Membran von der Netzhaut
  • Nachsorge: Ruhe, regelmäßige Kontrollen und Vermeidung schwerer körperlicher Belastung in den ersten Wochen

    Eine spontane Rückbildung der Membran ist selten, aber möglich. Ziel der Operation ist vor allem, die Verzerrungen zu vermindern und den Sehverlust zu stoppen.

Leben mit epiretinaler Gliose

Für viele Betroffene ist die Diagnose zunächst beunruhigend. Es hilft zu wissen, dass die Erkrankung in den meisten Fällen gut behandelbar ist und nicht zur völligen Erblindung führt. Regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Gute Beleuchtung, Kontrastverstärkung am Bildschirm und Lupenbrillen können im Alltag helfen, das Sehen zu erleichtern.

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