Makulaforamen (Macular Hole)
Ein Makulaforamen ist ein Loch oder Riss im Bereich der Makula, also im Zentrum der Netzhaut, wo die höchste Sehschärfe entsteht. Es führt dazu, dass die feinen Schichten der Netzhaut auseinanderweichen, was das Sehen im zentralen Bereich stark beeinträchtigen kann.
Symptome
Zu Beginn nehmen Betroffene häufig verzerrte oder wellige Linien (Metamorphopsien) wahr. Gerade Linien erscheinen gebogen oder unregelmäßig, das Lesen wird anstrengend und Buchstaben wirken unscharf. Durch die Verformung der Netzhaut entsteht im Gehirn der Eindruck eines verzerrten Bildes.
Bei fortgeschrittenem Verlauf kann es zu einem Skotom, also einem dunklen Fleck im zentralen Gesichtsfeld, kommen. Der Amsler-Gitter-Test kann helfen, diese Verzerrungen frühzeitig festzustellen.
Formen des Makulaforamens
Makulaschichtforamen
Ein Makulaschichtforamen entsteht durch eine Verdünnung oder Aufspaltung der Netzhautschichten im Bereich der Makula. Es kann mit oder ohne epiretinale Gliose auftreten und schreitet meist langsam fort. Das Sehen ist dabei oft nur leicht beeinträchtigt, kann sich jedoch über Monate oder Jahre verschlechtern.
Durchgreifendes (vollschichtiges) Makulaforamen
Ein durchgreifendes Makulaforamen betrifft alle Schichten der Netzhaut. Es entsteht, wenn der Glaskörper zu stark an der Makula zieht. Löst sich der Glaskörper nicht vollständig ab, entsteht durch die Zugkraft ein Riss in der Netzhaut, die sich dann auseinanderzieht.
Dadurch fällt die Sehschärfe plötzlich und deutlich ab, häufig innerhalb kurzer Zeit. Typisch ist ein dunkler oder grauer Fleck in der Mitte des Gesichtsfelds, während das äußere Sehen meist erhalten bleibt.
Stadien nach Gass (1988 / 1995)
- Stadium 1a: drohendes Makulaloch
- Stadium 1b: okkultes Makulaloch
- Stadium 2: kleines durchgreifendes Foramen (< 400 µm)
- Stadium 3: großes durchgreifendes Makulaforamen (> 400 µm) mit noch unvollständiger hinterer Glaskörperabhebung (HGA)
- Stadium 4: durchgreifendes Makulaforamen mit vollständiger HGA
Eine Operationsindikation besteht ab Stadium 3 und 4, in Stadium 2 je nach individueller Situation. Kleine Makulaforamina können sich spontan verschließen, insbesondere in frühen Stadien.
Diagnostik
- Ophthalmoskopie (Augenhintergrunduntersuchung)
- Optische Kohärenztomographie (OCT): wichtigste Untersuchung zur Darstellung der Netzhautschichten und Bestimmung der Lochgröße
- Amsler-Gitter-Test: zur Selbstkontrolle von Verzerrungen und zentralen Ausfällen
Behandlung
Die Standardbehandlung ist eine Vitrektomie mit Membranpeeling. Dabei wird der Glaskörper entfernt und die innere Grenzmembran vorsichtig abgezogen, um den Zug zu lösen. Anschließend wird eine Gasfüllung eingebracht, die von innen gegen die Netzhaut drückt und das Loch verschließt.
Nach der Operation ist häufig eine Bauch- oder Kopf-nach-unten-Lagerung für einige Tage notwendig, damit das Gas die Makula stabilisiert. Das Sehvermögen bessert sich meist innerhalb von mehreren Wochen bis Monaten, da sich die Netzhaut erst langsam wieder glättet.
Ein Spontanverschluss kleiner Makulaforamina kann vorkommen, ist jedoch selten.
Pseudoforamen
Ein Pseudoforamen tritt häufig im Zusammenhang mit einer epiretinalen Gliose auf. Dabei entsteht keine echte Öffnung in der Netzhaut, sondern lediglich eine lochartige Verformung durch das Zugverhalten der Membran. Ein Gewebeverlust liegt hier nicht vor.
Prognose
Die Chancen auf eine Verbesserung der Sehschärfe nach Operation sind sehr gut, insbesondere bei frühzeitiger Behandlung. Etwa 80–90 % der Makulaforamina schließen sich vollständig, und viele Patientinnen und Patienten gewinnen einen Großteil ihres Sehvermögens zurück. Entscheidend ist die frühzeitige Diagnose und die operative Versorgung durch ein erfahrenes Zentrum.
Weiterführende Literatur
- EyeWiki: Macular Hole – https://eyewiki.org/Macular_Hole
- Springer: Klassifikation und Therapie der Makulalöcher – https://link.springer.com/article/10.1007/s00347-017-0595-7
