Lithium für die Augen? Eine ungewöhnliche Spurensuche

In den letzten Monaten bin ich immer wieder über das Element Lithium gestolpert – mal in einem Podcast, dann in alternativen Medien.
Doch so richtig klick gemacht hat es erst, als ich kurz vor der Abfahrt die Natur & Heilen-Ausgabe vom März 2025 vom Küchentisch schnappte. Sie lag dort schon seit Wochen ungelesen.
Ich war mit meiner Tochter unterwegs, wir hatten einen Termin, und während ich auf sie im Café wartete, las ich den Artikel über Lithium – und war sofort gefesselt.
Er beschrieb, wie sich Mikrodosen dieses Elements auf Stimmung, Reizverarbeitung und sogar auf degenerative Erkrankungen auswirken können – ohne die Risiken der klassischen Lithiumtherapie.

Zunächst war mein Interesse rein persönlich: Meine Tochter hat ADHS, ist feinfühlig, impulsiv, kämpft mit starken Stimmungsschwankungen. Ich beschäftige mich deshalb seit Längerem mit sanften Möglichkeiten zur Stimmungsstabilisierung und Unterstützung des Nervensystems. Lithium war mir schon mehrfach begegnet – aber hier, an diesem Nachmittag, wirkte alles plötzlich viel klarer.

Und dann, am Abend – kurz vor dem Einschlafen – kam der eigentliche Geistesblitz:
„Wenn Lithium so stark auf das Gehirn wirkt – und die Netzhaut doch eine Ausstülpung des Gehirns ist – könnte es dann auch hier schützend wirken? Was würde das für Menschen mit Netzhauterkrankungen wie Glaukom, Makuladegeneration oder Netzhautablösungen bedeuten?“

Dieser Gedanke ließ mich heute nicht mehr los.
Denn er öffnete einen ganz neuen Blickwinkel:
Was, wenn es bereits sanfte, bekannte Stoffe gibt, die nicht nur dem Gehirn helfen – sondern auch unserer Netzhaut?

In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf meine Spurensuche:
• Was genau ist Lithium – und wie wirkt es auf zellulärer Ebene?
• Welche Studien sprechen für eine neuroprotektive Wirkung?
• Welche Hinweise gibt es bereits auf eine Anwendung im Bereich der Augen und Netzhaut?
• Und warum könnte das besonders für Menschen mit Glaukom oder Netzhauterkrankungen ein interessanter, ergänzender Ansatz sein?

Du findest hier keine medizinischen Empfehlungen. Aber vielleicht einen Impuls. Einen Gedanken, der dich inspiriert – so wie mich dieser kleine Zufallsmoment am Küchentisch.

Die Netzhaut- ein Teil des Gehirns

Die Vorstellung klingt zunächst überraschend:
Die Netzhaut (Retina) ist kein isoliertes Sinnesorgan, sondern ein hochspezialisierter Teil unseres zentralen Nervensystems.
Sie entsteht in der frühen Embryonalentwicklung als Ausstülpung des Zwischenhirns, noch bevor sich das Gehirn vollständig differenziert.
Aus dem sogenannten Diencephalon wachsen die beiden Augenbläschen hervor, die später die Netzhaut formen – mit einer nahezu identischen zellulären und molekularen Ausstattung wie die Strukturen im Gehirn.
Die Netzhaut ist damit mehr als ein Fenster zur Welt – sie ist ein direkter Teil des Gehirns, außerhalb des knöchernen Schädels. Und wie andere Teile des zentralen Nervensystems ist auch sie auf ein empfindliches Gleichgewicht angewiesen:
• Stabile Durchblutung,
• intakter oxidativer Zellschutz,
• fein abgestimmte Reizverarbeitung,
• und ein ausbalanciertes neurochemisches Milieu.

Insbesondere Erkrankungen wie Glaukom, Netzhautdegeneration oder diabetische Retinopathie zeigen, wie verletzlich diese Strukturen sind. Die Nervenzellen der Netzhaut – insbesondere die retinalen Ganglienzellen – sind stark von Mitochondrienleistung, Mikrozirkulation und neuronaler Kommunikation abhängig.
Wenn diese Faktoren gestört sind, kommt es zu schleichenden oder akuten Sehverlusten, die oft irreversibel sind.

In der Neurologie weiß man seit Langem, dass bestimmte Mikronährstoffe das neuronale System schützen können, darunter Coenzym Q10, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine, Curcumin – und eben auch Lithium, wenn auch meist im psychiatrischen Kontext.
Doch was passiert, wenn wir diesen Ansatz auf die Retina als neuronales Gewebe übertragen?

Lithium – ein unterschätztes Spurenelement mit neuroprotektiver Wirkung

Wenn wir an Lithium denken, haben viele zuerst das Bild eines stark regulierten Medikaments vor Augen – eingesetzt bei schweren bipolaren Störungen oder therapieresistenten Depressionen.
In dieser hohen Dosierung (300–1200 mg Lithiumcarbonat täglich) wirkt Lithium tatsächlich wie ein „psychischer Puffer“ – stabilisierend, aber auch mit teils erheblichen Nebenwirkungen.

Doch Lithium ist mehr als ein Arzneistoff:
Es ist ein vorkommendes Spurenelement, das in winzigen Mengen in Trinkwasser, Pflanzen, Böden – und im menschlichen Gewebe vorkommt. Unser Körper enthält etwa 7 Milligramm Lithium, hauptsächlich im Gehirn, in der Leber und in den Nieren.

Was viele nicht wissen:
Schon sehr geringe Mengen (0,3–5 mg täglich) können biologisch aktiv sein – ohne die Nebenwirkungen pharmazeutischer Dosen.
Diese sogenannte Mikrodosierung (häufig als „Lithium Orotat“ oder „Lithium Aspartat“) wird aktuell in zahlreichen Studien untersucht, vor allem im Hinblick auf:
• neuroprotektive Effekte (also den Schutz von Nervenzellen),
• antiinflammatorische Wirkung (Reduktion stiller Entzündungen),
• Förderung der Neurogenese (Wachstum neuer Nervenzellen im Hippocampus),
• und Schutz vor oxidativem Stress, der eine Schlüsselrolle bei der Alterung von Gehirn und Retina spielt.

Ein zentraler Mechanismus ist dabei die Hemmung der GSK-3β (Glycogen Synthase Kinase-3 Beta) – ein Enzym, das bei Überaktivität mit verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen (u. a. Alzheimer, Parkinson, MS) in Verbindung steht. Lithium hemmt GSK-3β und kann so zelluläre Schutzmechanismen aktivieren, Entzündungen dämpfen und die Mitochondrienfunktion unterstützen.

Und was hat das mit den Augen zu tun?
Zunehmend wird erforscht, ob diese neuroprotektiven Eigenschaften auch im Bereich der Augen – speziell der Retina – genutzt werden können. Erste präklinische Studien zeigen, dass Lithium:
• retinale Ganglienzellen vor oxidativem Stress schützen,
• Entzündungsprozesse in retinalem Gewebe reduzieren,
• und die Funktion von Gliazellen (wichtige Stütz- und Regenerationszellen im Auge) positiv beeinflussen kann.
Zwar steckt die Forschung hier noch in den Kinderschuhen, aber der Zusammenhang ist wissenschaftlich plausibel – und vielversprechend.

Quellen (Auswahl):
1. Malhi, G. S., & Tanious, M. (2011). The psychotropic effects of trace elements: Lithium as a neuroprotective agent. International Journal of Bipolar Disorders, 2(1), 23–34.
2. Zhou, Y. et al. (2011). Lithium protects retinal neurons in experimental glaucoma. Investigative Ophthalmology & Visual Science, 52(5), 3339–3346.
3. Machado-Vieira, R. et al. (2009). The role of lithium in the treatment of bipolar disorder: convergent evidence for neurotrophic effects as a unifying hypothesis. Bipolar Disorders, 11(2), 92–109.
4. Young, W. (2009). Review of lithium effects on brain and blood. Cell Transplantation, 18(9), 951–975.
5. Rybakowski, J. K. (2018). Lithium – a treasure in neuropsychopharmacology. World Journal of Psychiatry, 8(3), 54–59.
6. Klein, P. S., & Melton, D. A. (1996). A molecular mechanism for the effect of lithium on development. PNAS, 93(16), 8455–8459.
7. Fornai, F. et al. (2008). Lithium and autophagy in neurons and retina. Autophagy, 4(5), 676–678.

Lithium – auch für die Augen von Bedeutung?

Die Netzhaut ist ein hochsensibler Teil unseres zentralen Nervensystems – und damit anfällig für dieselben Schädigungsmechanismen wie das Gehirn: oxidative Prozesse, mitochondriale Schwäche, stille Entzündungen und neurodegenerative Veränderungen.

Lithium wirkt genau dort regulierend und schützend, wo diese Prozesse beginnen – und zwar schon in sehr geringer Dosierung. Es schützt Nervenzellen, hemmt entzündungsfördernde Enzyme wie GSK-3β, fördert die Zellregeneration und stabilisiert neuronale Netzwerke.

Wenn man bedenkt, dass die Retina eine embryonale Ausstülpung des Gehirns ist, erscheint es mehr als plausibel, dass Lithium auch hier neuroprotektiv wirken könnte.
Die bisherigen Erkenntnisse deuten klar darauf hin: Lithium hat das Potenzial, auch in der Netzhaut eine schützende Rolle zu spielen.

Was heute in der Forschung zu Glaukom, diabetischer Retinopathie oder altersbedingter Makuladegeneration nur in Ansätzen untersucht wird, könnte in Zukunft zu einem spannenden komplementären Ansatz führen – sanft, gut verträglich und wissenschaftlich nachvollziehbar.

Meine persönliche Einschätzung:
Ich bin keine Wissenschaftlerin.
Aber ich bin eine betroffene Mutter, eine Netzhaut- und Glaukom Patientin, eine achtsame Beobachterin – mit einem tiefen Interesse an Zusammenhängen, die oft übersehen werden.

Lithium ist für viele ein schwieriges Thema – schnell denkt man an starke Medikamente, an bipolare Störungen oder Psychiatrie.

Aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr erkenne ich:
In niedriger Dosierung ist Lithium nicht gefährlich – sondern möglicherweise ein unterschätzter Nährstoff.

Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ — Paracelsus (1493–1541)

Dieser Satz ist ein zentraler Grundpfeiler der Toxikologie – und passt wunderbar zum Thema Lithium in Mikrodosierung.
Nicht der Stoff an sich ist entscheidend, sondern wie viel man davon nimmt.

Was mich besonders beeindruckt:
Dass es sanft stabilisieren kann, wo zu viel inneres Chaos herrscht. Dass es schützend wirken kann, wo Reizüberflutung, Stress oder Entzündung an der Substanz zehren – sei es im Gehirn oder eben im Auge.

Mehrere internationale Studien fanden heraus:
In Regionen mit höherem natürlichem Lithiumgehalt im Trinkwasser sind Depressionen weniger und die Selbstmordraten signifikant niedriger.
Japan, USA, Österreich, Griechenland & Litauen zeigten diesen Effekt in bevölkerungsbasierten Studien.
📚 Kapusta et al., 2011: Lithium in drinking water and suicide mortality. British Journal of Psychiatry

Ich glaube nicht an Wundermittel.
Aber ich glaube an achtsame Schritte, kluge Fragen und mutige Gedanken.
Und ich glaube an die Kraft der kleinen, intelligenten Impulse – vor allem dann, wenn sie auf wissenschaftlich nachvollziehbaren Grundlagen beruhen und gut beobachtet werden.

Und genau hier beginnt für mich das Spannende:
Wenn wir die Netzhaut endlich als das verstehen, was sie ist – ein Teil unseres Gehirns – dann dürfen wir auch mutiger denken, wenn es um Schutz und Regeneration geht.

Vielleicht ist es Zeit, unseren Blick zu weiten.
Nicht nur auf das, was schulmedizinisch belegt ist, sondern auch auf das, was sich leise zeigt – in Erfahrungsberichten, in alten Heiltraditionen, in neuen Studien. Lithium ist vielleicht kein Wundermittel. Aber möglicherweise ein Baustein – ein kleiner Impuls mit großer Wirkung.

Und genau deshalb schreibe ich – weil ich hoffe, dass dieser Impuls weiterwirkt, weiter getragen wird, und vielleicht hilfreich ist für Euch.

Ich werde diese Spur weiterverfolgen und Lithiumorotat testen, in geringer Dosierung mit Blick auf meine Stimmung, Energie und meine Sehen.

Danke fürs Lesen,
Eure Katharina

Hinweis zur Selbstverantwortung

Dieser Beitrag stellt keine medizinische Beratung dar. Die beschriebenen Erfahrungen und Informationen beruhen auf meiner persönlichen Recherche und Einschätzung als betroffene Mutter und Netzhautpatientin.
Bevor du Nahrungsergänzungsmittel wie Lithium einnimmst – insbesondere bei Kindern oder bestehenden Erkrankungen – sprich bitte mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.

Ich übernehme keine Haftung für etwaige Folgen der Anwendung.

In Deutschland ist Lithium kein zugelassenes Nahrungsergänzungsmittel und ohne Rezept nicht erhältlich. In anderen Ländern wie Österreich, den Niederlanden, Großbritannien und den USA ist es problemlos erhältlich und kann online bestellt werden aus Deutschland. 

Vertiefende Videoimpulse zum Thema Lithium in Mikrodosierung

1. Lithium – ein unterschätztes Spurenelement?

Ein ruhiger, gut verständlicher Beitrag über die vielfältigen Effekte von Lithium in geringer Dosierung. Der Sprecher erklärt, wie Lithium das emotionale Gleichgewicht fördern kann und warum es in anderen Ländern längst als Nahrungsergänzung geschätzt wird.

Themen: Stimmungsschwankungen, Schlaf, Mikronährstoff-Versorgung


2. Can Lithium Prevent Alzheimer? | Neurologist Explains

Ein amerikanischer Neurologe erklärt auf evidenzbasierter Grundlage, warum Lithium als potenzieller Schutzfaktor gegen Alzheimer diskutiert wird. Dabei geht er auf klinische Studien, biologische Wirkmechanismen und die richtige Dosierung ein.

Themen: Neuroprotektion, Demenz, wissenschaftliche Studien


3. Lithium | Neurologist Reviews Evidence and Top Brands

Ein fundierter Überblick über Lithium als Nahrungsergänzung in Mikrodosierung: Der Neurologe stellt konkrete Produkte vor, erläutert die Unterschiede zu verschreibungspflichtigem Lithium und spricht über Sicherheit und Nutzen für gesunde Menschen.

Themen: Mikrodosierung, sichere Anwendung, Produktvergleich

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Dieser Beitrag wurde von Katharina Herzog für netzhaut-selbsthilfe.de verfasst.
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2 Gedanken zu „Lithium für die Augen? Eine ungewöhnliche Spurensuche“

  1. Hier hast du ein sehr spannendes, interessante und wahrscheinlich noch in Teilen unterschätztes Thema, Spurensuche Lithium…, recherchiert.
    Ich bin auf die/deine Fortsetzung sehr gespannt…
    Vielen Dank für diesen großartigen Beitrag!

  2. Großartig. Ich hatte Lithiumorotat bereits ausführlich recherchiert im Zusammenhang mit Brainfog, bin aber nie auf den Gedanken gekommen, es könnte auch gute Effekte aufs Auge haben.
    Ich möchte allerdings ergänzen: Lithiumorotat kann man in Deutschland nur in bestimmten Apotheken regulär kaufen, mit Rezept. Sämtliche Adressen sind im Netz zu finden.

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