Das eine welke Blatt- oder die vielen grünen?
Was ich von einer Monstera lernen konnte
Heute Morgen wollte ich meine Pflanzen im Büro gießen.
Wie schon in den letzten Tagen fiel mein Blick zuerst auf das welke Blatt der Monstera… und ich habe mich geärgert, dass ich es immer noch nicht entfernt habe.
Dann kam mir der Gedanke, dass es doch viel besser wäre, all die grünen Blätter zu bewundern, statt immer als Erstes dieses eine Blatt wahrzunehmen, welches verwelkt ist.
Wie oft machen wir genau das im Leben? Die Sachen sehen, die nicht perfekt sind?
Den Fokus auf das zu legen, was nicht gut, nicht schön oder perfekt ist in unseren Augen, statt all die anderen schönen Sachen zu genießen und zu bewundern?
Warum lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf den Mangel, der vielleicht 5 % ausmacht, satt auf die anderen schönen 95 %?
Wie oft machen wir das im Alltag?
Wir Menschen neigen dazu, das, was „nicht stimmt“, sofort zu bemerken.
Ein Pickel im Gesicht. Ein unangenehmes Zwicken im Rücken. Ein verpasster Arzttermin. Ein zu hoher Wert im Labor. Eine Figur, die nicht der angeblichen Norm entspricht. Ein Kontostand, der nicht unseren Wünschen genügt. Ein schiefer Blick eines unbekannten Menschen auf der Straße führt zu inneren Dialogen, was mit uns nicht stimmt, warum dieser Mensch uns so angesehen hat. Ein misslungenes Gespräch, ein falsch formulierter Satz, ein kleines Versäumnis – und schon überstrahlt es all das Gute, das wir gleichzeitig erlebt und geschaffen haben.
Und für uns Netzis- schlechteres Sehen – statt des klaren Blicks, den wir einmal hatten.
Und was passiert?
Wir starren – sinnbildlich – auf dieses eine welke Blatt.
Dabei vergessen wir die unzähligen gesunden Blätter, die uns tagtäglich tragen.
Den Rest unseres einmaligen Körpers, der jeden Tag sein Bestes gibt, um für uns funktioniert.
Unsere Lungen, die uns mit Sauerstoff versorgen, unser Atem, der für uns fließt.
Unser Geist, der denkt. Unsere Beine und Füße, die uns jeden Tag tragen.
Unsere Hände, die andere Hände und so viel mehr halten.
Unser Herz, was seit so vielen Jahren für uns schlägt, die Millionen Zellen, die Tag und Nacht, jede Minute und Sekunde, nur für uns arbeiten.
Die kleinen Wunder, die jeden Tag in uns geschehen.
Satt alle diese Dinge mit Demut und Dankbarkeit zu betrachten- konzentrieren wir aus auf das, was nicht perfekt ist.
Was wäre, wenn wir lernen, den Fokus zu wechseln?
Nicht um das Welksein zu leugnen. Sondern um es einzuordnen.
Um nicht das eine Manko zum Maßstab unseres ganzen Lebens zu machen.
„Ich sehe vielleicht nicht mehr so wie früher – aber ich sehe noch.“
„Ich habe vielleicht Schmerzen – aber ich habe auch Kraft.“
„Ich habe vielleicht weniger Geld – aber ich habe eine Fülle an Erfahrungen, Liebe, Menschlichkeit.“
Achtsamkeit kann bedeuten, mitfühlend das zu sehen, was gerade schwierig ist –
aber bewusst auch wahrzunehmen, was da ist.
Was schön ist. Was trägt.
Die grünen Blätter, die unser Leben ausmachen.
Vielleicht ist es an der Zeit, das welke Blatt sanft zu entfernen.
Nicht aus Frust – sondern als liebevolle Handlung.
Und dann innezuhalten.
Und die Fülle zu sehen.
Meine Einladung an dich:
Wenn du heute durch deinen Tag gehst –
wo entdeckst du Fülle?
Welche grünen Blätter wachsen vielleicht im Schatten deiner Sorgen – und warten darauf, gesehen zu werden?
Vergiss nicht: dass worauf Du deine Aufmerksamkeit lenkst – das wächst.
Lass es die vielen saftigen, grünen Blätter sein – nicht das eine Welke!

Eben erst entdeckt.
Vielen Dank für diese aufmunternden Worte.
Vielen Dank an das ‚Erinnern‘-
Wir können es uns nicht oft genug vor Augen halten.
Achtsamkeit, und das jeden Tag.